Das leidige Thema mit dem Arbeitszeitengesetz

  • Guten Morgen :-)


    Wer kennt das Thema nicht !?
    Zu viele Wochenstunden, keine Pausen, etc etc


    Habt ihr euch schon einmal aktiv gewehrt ? Hat es etwas gebracht ?


    Ich sitze gerade in einem Objekt das heillos unterbesetzt ist. Also: jeden Tag 12 Stunden ohne offizielle Pause schieben, Samstags noch mal 10 Stunden.
    So weit so nervig, doch selbst nach mehrmaliger "Info" an die Einsatzleitung dass mir das wegen meinem Umzug zu viel wird werde ich vertröstet mit "nächsten Monat wird es besser" - das hören sich meine Kollegen übrigens schon seit Monaten an...


    Habt ihr so einen Missstand schon einmal gemeldet ? Bei der Gewerbeaufsicht zum Beispiel ?


    LG :-)

  • Hi,


    werden dir Pausen abgezogen, die du nicht nehmen kannst?
    Wehren kann man sich sicherlich, allerdings sollte man dazu mindestens
    1. noch gewillt sein, prinzipiell in dieser Firma weiterhin zu arbeiten
    2. die Probezeit überstanden haben und in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis sein


    und ja, wer kennt das nicht? Aber ich sag mal so:
    Wenn nicht zwingend auf die derzeitige Firma angewiesen ist, dann kann man einer solchen durchaus zeigen, was Sache ist ;)


    Kraftsport

  • Ich bin noch auf Probezeit, was sich aber so schnell nicht ändern wird - bei denen dauert die ein halbes Jahr.
    Habe auch schon einen neuen Job in Aussicht, müsste aber laut Arbeitsvertrag die Einweisungsstunden zurück zahlen wenn ich noch in der Probezeit gehe.


    Generell finde ich aber die Firma toll - wenn die in diesem einen Objekt nicht 12 Stunden-Schichten als Alltag ansehen würden.
    Jeder der das schon mal gemacht hat weiß wie grausam das sein kann.


    Ich bin am überlegen ob ich mal bei der Gewerbeaufsicht anrufe und mich eine Runde mit denen unterhalte...

  • Vor einiger Zeit war ich bei einer größeren Veranstaltung eingesetzt. Auf einmal kam ein Herr zu mir und wies sich als jemand von der Gewerbeaufsicht aus. Er hat mir Fragen über die Arbeitszeit gestellt, wie es mit der Ablöse ist. Aber hauptsächlich haben ihn die Toiletten interessiert, denn Toiletten für SMA gab es keine.


    Auf der anderen Seite habe ich auch mal die Missstände bei den Unternehmen bei unserer Berufsgenossenschaft angesprochen. Doch leider ist unsere VBG nicht so mächtig, um Kontrollen selbst durchzuführen.


    Also wäre der richtige Ansprechpartner tatsächlich die Gewerbeaufsicht. Allerdings musst du damit rechnen, dass die keine anonymen Anzeigen verfolgen. Machst du das ganze nicht anonym, taucht dein Name in den Akten auf und wenn sich der Gegner einen Anwalt nimmt, beantragt dieser Akteneinsicht. Da sich viele Inhaber der Sec-Firmen kennen, musst du damit rechnen, dass auch dein neuer Chef mitbekommen wird, dass du deine alte Firma bei der Gewerbeaufsicht angeschwärzt hast.


    Ich weiß nicht, ob es überhaupt rechtens ist, von jemandem das Geld für die Einweisungsstunden zurück zu verlangen. Aber als Alternative zur Kündigung könntest du deinen Arbeitgeber erst einmal abmahnen, weil xyz nicht gegen abc verstößt.

  • Ich habe mal gelesen, das im Bewachungsgewerbe Ausnahmen erlaubt sind, was die 12 Stunden Schichten angeht. Ich persönlich habe mich damit arrangiert, wei es ja auch finziell mehr bringt. Natürlich war das am Anfang eine Umstellung, keine Frage! Wenn man nur 8 Stunden gewohnt ist.

  • §7 ArbZG regelt die Möglichkeit von Ausnahmen in Bezug auf die Vorhergehenden Vorschriften. Die Arbeit im Sicherheitsdienst kann dabei wohl meistens als Arbeitsbereitschaft gesehen werden.


    Quote

    Ar­beits­be­reit­schaft liegt vor, wenn sich der Ar­beit­neh­mer an sei­nem Ar­beits­platz auf­hal­ten und je nach Be­darf von sich aus je­der­zeit die Ar­beit auf­neh­men muss, falls das er­for­der­lich ist.


    Cha­rak­te­ris­tisch für die Ar­beits­be­reit­schaft ist die Pflicht zur An­we­sen­heit und zur Be­ob­ach­tung der Si­tua­ti­on bei gleich­zei­ti­gem „Leer­lauf“. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat die Ar­beits­be­reit­schaft da­her de­fi­niert als „Zeit wa­cher Auf­merk­sam­keit im Zu­stand der Ent­span­nung“.


    Die­se Form der Ar­beit ver­rich­tet z.B. ein Verkäufer während der Zeit, in der sich kei­ne Kun­den im La­den auf­hal­ten.


    Demnach ist durch Tarifverträge eine Abweichung von den sonstigen Vorschriften möglich.



    Ich selbst arbeite eigentlich nur in 12h Schichten, etwas anderes ist die totale Ausnahme bei uns.

  • Ich möchte mal sagen, dass diese Problematik überall bekannt ist, nur da traut sich keiner ran! Klar können wir einzelne Unternehmen ausmachen, die derartige Praktiken identifiziert haben und auch nahezu vollständig eliminiert haben, aber mehrheitlich, ist dieses grob beschriebene Bild an der Tagesordnung.

    Freundliche Grüße


    Moderator Doph_Zügota



    Gerechtigkeit herrscht, wenn es in einem Volk weder übermäßig Reiche noch übermäßig Arme gibt.


    Thales von Milet (um 625 - 545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker, einer der Sieben Weisen

  • Also bei einem Unternehmen, für das ich letztens gearbeitet habe, war es so dass es an dem Objekt nur 12h Schichten gab. Dafür hatte man dann 3-4 Tage die Woche frei, bzw. ein Mal die Woche auch mal etwas anderes ein paar Stunden.


    Aktuell während der Ferienzeit bin ich eher bei Geld- und Wert unterwegs. Da sind es alles Schichten, die zwischen 6 und 15 Stunden gehen. Wobei letzteres eine einmalige Ausnahme war weil vieles schief gelaufen ist. In der Regel sind es alles 10 Stunden schichten, komplett bezahlt.

  • ... ich muss gestehen ich bin immer wieder sprachlos wie ohnmächtig man gegen diese Politik der Sicherheitsfirmen ist...
    Man verdient nun mal nicht genug, wenn man die 12 Stunden Schichten NICHT macht (und keine abgeschlossene Ausbildung in der Branche hat), kann aber auch nicht mit den 12 Stunden leben, weil sie einem körperlich, geistig und sozial zusetzen.


    Ein Teufelskreis....


  • Wenn ich das richtig lese bist du der Ansicht, das ein den Werkseingang beobachtender Sicherheitsmitarbeiter nicht arbeitet? Oder ein Produktionsarbeiter der den Durchlauf seiner Maschine beobachtet, arbeitet ebenfalls nicht? Der Verkäufer ist genau das gleiche Beispiel. Gibt es dazu das Aktenzeichen von einem Urteil? Das würde mich mal brennend interessieren.

  • Also ich persönlich finde Schichten in denen es ein ständiges "Up and Down" in Sachen Arbeitsintensität gibt besonders schlimm.


    Man kann nicht richtig ausspannen, man hat aber auch nicht genug zu tun, als dass die Zeit vergehen würde. Also pendelt man 12 geschlagene Stunden zwischen Ausweiserstellung, fixem Mittagessen zwischen Tür und Angel, Telefonaten und Toilettengang, kriegt aber nie was gebacken ohne dass einem jemand schon mit dem nächsten Anliegen im Nacken sitzt... Ein Glück dass ich kein Raucher bin :-)


    NERVIG !

  • müsste aber laut Arbeitsvertrag die Einweisungsstunden zurück zahlen wenn ich noch in der Probezeit gehe.


    Das geht mal gar nicht = vollkommen illegal! Problem: Kündigst du, werden sie dir die Beträge dafür ohne Nachfrage vom Lohn abziehen, und du musst klagen um an dein Geld zu kommen.

  • Faszinierender Weise stelle ich gerade fest dass die 2 Jahre bei Ehrl gaaaar nicht so schlecht waren.


    Super Bezahlung, immer pünktlich, zwar ein bisschen chaotisch aber besser als der Sauhaufen den ich hier gerade habe.


    Es kommt mir vor als wäre ich gar nicht schon seit bald 3 Jahren dabei, sondern als würde ich jetzt zum ersten mal mitbekommen wie es so ist im Sicherheitsgewerbe.... traurig eigentlich.

  • Also ich persönlich finde Schichten in denen es ein ständiges "Up and Down" in Sachen Arbeitsintensität gibt besonders schlimm.


    Und das alles ohne eine Pause, zwölf Stunden lang! In einem Land wo von der Krümmung der Banane und dem Winkel der Gurken alles festgelegt ist!! Wahnsinn!!!!!!


  • Ach das dürfen die gar nicht ? Auf welches Gesetz berufst du dich denn da - rein aus Interesse :-) Lange mache ich diesen Affenzirkus hier nämlich nicht mehr mit !


    Das steht zum größten Teil im BGB. Es würde jedoch den Rahmen hier sprengen das genau zu erklären, zumal ich ja deinen Arbeitsvertrag nicht kenne und ich kein Jurist bin. Einfach dargestellt: Du hast mit denen einen Arbeitsvertrag/Dienstvertrag und leistest Arbeit/Dienst gegen vereinbarte Bezahlung. Wenn die dir von diesem Verdienst etwas wegnehmen wollen, benötigen sie dazu eine rechtliche Grundlage, die in diesem Fall nicht vorhanden ist.

  • Soweit ich das richtig mitbekommen habe, hast du doch sowieso vor, demnächst zu studieren und machst das im Sicherheitsdienst nur "nebenbei".
    Würde mir da also keinen allzu großen Kopf um diese Firma machen und mir einfach eine andere, bessere Stelle suchen. Bist ja nicht zwingend auf diese Sklaverei angewiesen.
    Du kommst aus Süden Deutschlands? Falls dem so ist, herrscht dort, gerade in München (Ehrl spricht ja dafür, dass du in der Nähe wohnst), sowieso eine sehr große Nachfrage nach Sicherheitskräften. Nicht alle Firmen sind zu empfehlen, allerdings gibt es dort auch das ein oder andere Tätigkeitsfeld, das nicht schlecht bezahlt wird.


    Lass dich nicht verrückt machen. Wie @Aufseher bereits geschrieben hat, ist das ein absolutes Unding, dir deine geleisteten Stunden, die du zur Einweisung getätigt hast, im Nachhinein abzuziehen. Das ist eine von dir erbrachte Leistung und diese muss bezahlt werden. Wenn dein AG sowas in seinen AV schreibt, schreit das für mich förmlich nach einer hohen Fluktuation, der er - wenn auch rechtlich unwirksam - vorbeugen möchte.
    Das hat jmd. in deiner Position (wenn du das mit dem Studium warst, und die GSSK angedacht war?^^) nicht nötig.



    Kraftsport