Wie macht ihr das so?

  • Hallo,


    Kurz zu mir. Ich bin 61 Jahre alt und habe vorher 34 Jahre als Krankenpfleger gearbeitet. Seit ca. 4 Monaten arbeite ich nun als SMA in einem Jobcenter und bin sehr unglücklich. Ich werde täglich beschimpft, blöd angeschaut und ausgelacht. Zu Beginn konnte ich noch recht gut damit umgehen jedoch habe ich irgendwann angefangen, diese Eindrücke mit nach Hause zu nehmen. Jetzt ist es so, dass ich wirklich darunter leide. Ich bin immer sehr schnell abgestumpft und ängstlich. Wie geht ihr mit so etwas um? Oder ist es für mich einfach der falsche Job? Ich weiß nicht mehr weiter. ;(


    mfg der Helmut

    Man erreicht mehr mit einem freundlichen Wort und einer Pistole in der Hand, als mit einem freundlichen Wort allein!
    gez.: Al Capone

  • Abstumpfen wirst du sicher mit der Zeit, aber du bist wie du selbst schreibst erst vier Monate in diesem Gewerbe tätig, und musst erst noch lernen mit den verschiedenen Aspekten dieses Berufes umzugehen.
    Jobcenter ist nicht unbedingt das geeignetste Umfeld um das zu lernen, kann aber besser sein als in einer Pforte zu sitzen und Schranken zu öffnen/schließen.
    Ich kenne einige Kollegen, die lieben die Arbeit in einem Jobcenter, eben wegen dieser täglich verschiedenen Herausforderungen im Umgang mit den Kunden, wenn du so gar nicht damit klar kommst musst du unter Umständen deinem Chef bitten dich auf ein anderes Objekt versetzen zu lassen.
    Ich drücke dir die Daumen.

  • Hallo und Willkommen im Forum. Eine Frage an dich: Hast du dir diesen Job selbst ausgesucht oder wurdest du gezwungen das anzunehmen?


    Arbeitest du dort alleine oder mit einem Kollegen?


    Sicherheitsdienst bedeutet immer Umgang mit Menschen. Es sei denn man hat nur Nachdienste in einem Separatobjekt in dem man alleine seine Arbeit verrichtet. Der Bereich in dem du arbeitest ist konfliktträchtig, wie auch einige andere Bereiche das sind. Da ist Deeskalation und Einfühlungsvermögen gefordert. Das lernt man nicht in ein paar Tagen Einweisung!

    Einmal editiert, zuletzt von Wachleiter ()

  • Hallo Brummer,


    man muss als „Sicherheitsmitarbeiter“ in einem Jobcenter wissen, dass die Emotionen der Menschen die sich in die Hallen der Bundesagentur für Arbeit begeben müssen, oftmals von Angst geprägt sind.


    Menschen vergleichen immer andere Menschen mit vorhandenen Erfahrungen, wenn sie diese Personen nur beobachten können und nicht das Merkmal „Sprache“ zum Ausdruck gebracht werden kann.


    Aber selbst das Merkmal der „Sprache“ würde bei einigen Menschen die die Bundesagentur für Arbeit aufsuchen müssen und mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht helfen.


    Du musst lernen deine störenden Gefühle aufzulösen oder wenigstens zu beruhigen und das setzt voraus sich in die Situation der Menschen (die u.a. Beschimpfungen ausstoßen) hereinzufühlen.


    Man könnte sich z.B. die Frage stellen, wie man selber in solchen Situationen reagieren würde? Erinnere dich an deine Zeit als Krankenpfleger, dort wirst Du auch auf Menschen getroffen sein die immer wieder Spannungen und Konflikte hervorgerufen haben!


    Freundliche Grüße


    Moderator Doph_Zügota



    Gerechtigkeit herrscht, wenn es in einem Volk weder übermäßig Reiche noch übermäßig Arme gibt.


    Thales von Milet (um 625 - 545 v. Chr.), griechischer Philosoph und Mathematiker, einer der Sieben Weisen

  • Servus Brummer,


    bei dem von dir geschilderten Problem gibt es wohl keine Pauschalantwort, so gestaltet es sich natürlich etwas schwieriger eine passende Antwort zu gestalten.


    Allgemein lässt sich, denke ich, jedoch sagen, dass vieles auch eine reine Gewohnheitssache ist. Man stumpft - wie du ja schon selbst erwähnt hast - mit der Zeit einfach etwas ab und sieht die ganze Sache einfach als Job und nimmt nicht mehr alles mit nach Hause.
    Es wäre allerdings gelogen, wenn ich dir sagen würde, dass man es plötzlich auch im Dienst nicht mehr persönlich nimmt, wenn man von einem "Kunden" beleidigt/angemacht oder einfach nur "dumm angesehen" wird. Häufig ertappe ich mich dabei selbst, wie ich mir einiges zu sehr zu Herzen nehme - dann denke ich aber einfach an die Kohle, den hoffentlich baldigen Feierabend und fertig. Solange ich auch nicht körperlich angegangen werde oder durch Gesetze/Verordnungen/Anweisungen aufgefordert werde, mich näher mit dem "Kunden" zu befassen, kann ich darüber hinwegsehen.


    Ein wohl wichtiger Punkt dürfte es sein, in welchem Maße mir die Arbeit Spaß macht bzw. in wie weit mich diese "erfüllt" und ich mich mit dieser identifizieren kann. Bist du nämlich evtl. mit der Tätigkeit an sich unzufrieden, nimmst du, DENKE ICH - BIN KEIN PSYCHOLOGE ^^, die Störfaktoren noch viel mehr wahr als du es vielleicht mit einem für dich angenehmen Beruf machen würdest.


    Am besten wäre es vielleicht, wenn du darüber mal mit einem Kollegen reden würdest, der schon ein paar Jahre in der Branche, speziell in deinem Bereich oder sogar genau deinem Objekt arbeitet. Der kann dir sicherlich einige Tipps und Tricks aus der Praxis erläutern, die du dir zu Nutze machen kannst. Ich wünsche dir weiterhin jedenfalls alles Gute und evtl. gibt sich das Problem auch einfach mit der Zeit (in Kombination mit einer eventuellen geänderten Einstellung) von selbst.



    Kraftsport

  • Moin Brummer,


    ich kann gut nachvollziehen, wie es dir so ergeht, da ich selbst seit fast zwei Jahren in Jobcentern tätig bin...
    Das Problem ist einfach mal, daß in den JC zwei Dinge aufeinander treffen:
    Zum einen sind da die Kunden, die allein schon deshalb gefrustet sind, weil sie überhaupt zum JC müssen (sei es weil sie Ämter generell nicht leiden können, sie eigentlich was anderes vorhatten oder weil sie einfach nicht verstehen können, daß man ihnen das Geld nicht auch einfach ohne ihr Zutun in die Poperze steckt), und deren Frustration dann nur noch größer wird, wenn sie nicht das bekommen (i.d.R. Geld), was sie sich durch ihren Besuch eigentlich erhofft hatten, oder gar irgendein dahergelaufener Wachschützer wagt sie mal nach dem Terminschreiben zu fragen oder auf die Hausordnung hinzuweisen...
    Auf der anderen Seite sind dann noch die Sachbearbeiter, deren Einfühlungsvermögen bisweilen dem eines Holzklotzes gleicht.
    All das, und die allg. existentielle Natur der Bedürfnisse, die die 'Kunden' dazu treibt überhaupt ins JC zu gehen, bergen ein recht hohes Konfliktpotential.
    Und wer steht zwischen den Fronten? Wir.
    Ich würde nicht behaupten, daß ich in der Zeit abgestumpft bin... Allerdings habe ich sehr wohl bemerkt, daß mich die Arbeit dort nicht gerade zum Philanthropen gemacht hat - eher im Gegenteil... Nicht zuletzt deswegen habe ich mir einen neuen Job gesucht.


    Ich kann dir jedenfalls nur raten dich nach einer anderen Stelle im Wachgewerbe umzusehen, wenn du schon nach kurzer Zeit spürst, daß dir die Arbeit dort zu sehr zusetzt. Du schreibst sogar schon von Angstgefühlen - ein klareres Zeichen gibt es wohl nicht, daß einem diese Tätigkeit nicht liegt. Nicht, daß ich nie Angst gehabt hätte in der Zeit im JC, allerdings habe ich auch schon etwas schlimmere Situationen miterleben dürfen, als Beschimpfungen, dumme Anmachen und komische Blicke... Sowas kratzt mich mittlerweile kaum noch, außer bei bestimmten Personenkreisen...


    Das schöne am Wachgewerbe ist halt, daß es eigentlich für jeden den richtigen Posten gibt. Man muss ihn halt nur finden...

  • Deiner Definition von Dingen die aufeinanderprallen würde ich locker mal eine dazufügen... SMA die nur in "hat keinen Bock, hat was anderes vor, will die Leistung direkt erhalten ohne kommen zu müssen" denken... ein sehr wichtiger Faktor ist Scham... so einen Menschen falsch angefasst geht es auch ganz schnell in die Eskalation.... und Kommunikation, wer sich nicht mitteilen kann hat generell Probleme.


    Ich bin selbst mal mit einem in JC zusammengeprallt, meine Mutter lag seit Monaten im Krankenhaus mehrmals auf der Intensivstation, das Amt strich die Bezüge mit dem Hinweis sie wurde eingeladen und hätte zu kommen, könnte ja jeder kommen und bestand auf das persönliche erscheinen.Da wurde ich lauter und hatte den Kameraden an der Backe, dieser verfiel gleich in ein freundliches "Ey Du.... mach so weiter und es geht raus" inkl ausladender Handbewegung. Meine Reaktion war... sagen wir mal nicht unbedingt freundlich neben dem Hinweis das jede Handgreiflichkeit seinerseits eine Beeinträchtigung seiner körperlichen Unversehrtheit zur Folge hätte wurde er rhetorisch derartig vorgeführt das er unter dem Lachen der anderen Besucher seiner Maßnahme einstellte und abzog. Leider war der Leiter des JC nicht da, so musste ich dann abrücken.... die Szene wiederholte sich, ich ging am gleichen Tag noch einmal hin, nachdem mir das Krankenhaus mitteilte das über die Krankenkasse das Jobcenter informiert wäre, diesmal allerdings war der Leiter da, erschien, bestätigte die Aussage aus dem KH, entschuldigte sich für seinen Mitarbeiter und für den SMA und drückte mir eine Vollmacht in die Hand die ich mit dem sozialmedizinischen Dienst im KH ausfüllen sollte.


    Diese Vollmacht hätte bereits beim ersten Besuch geklärt werden können... Thema erledigt.
    Der SMA hätte sich freundlich vor allem aber mit gebotenem Respekt genährt... das was der tat war mehr als unprofessionell

  • @Fump
    War das zufällig in einem Berliner JC..? Ich kenne da nämlich ein paar Leute, die sich genau so verhalten hätten, wie der von dir geschilderte SMA... ;) "mach weiter so und es geht raus" ist allerdings nur unter den Top 10 der Überheblichkeiten zu finden - #1 ist immer noch "Blabla sonst gibt es Hausverbot!" :thumbsup: Das zieht voll, vor allem wenn man als SMA nicht mal das Hausrecht ausüben darf...
    Ich bin da mehr so der Typ, der einfach nur Präsenz zeigt, und ggf. den Kunden zur Seite nimmt, und dazu rät besonnen zu bleiben, nach dem Motto "Die sitzen am längeren Hebel", und wenn ich den Ärger des Kunden nachvollziehen kann, berate ich ihn außer Hörweite der Sachbearbeiter, wie und bei wem er sich am besten und effektivsten beschwert.
    Aber natürlich musst du mir das nicht glauben... vermutlich hast du jetzt durch den ersten Eindruck das Vorurteil entwickelt, ich sei so ein SMA, der 'nur in "hat keinen Bock, hat was anderes vor, will die Leistung direkt erhalten ohne kommen zu müssen" denkt'... Shit happens...


    Der Punkt mit der Scham ist mir kurz nach dem Posten und Korrekturlesen des Posts auch noch eingefallen, leider war es da mal wieder zu spät ihn hinzuzufügen - dank der arg begrenzten Bearbeitungszeit hier... :cursing: Aber auch das musst du mir nicht glauben...
    Was Kommunikation betrifft... mittlerweile bin ich an einen Punkt gelangt, wo mich das gar nicht mehr kümmert. Wenn mich jemand auf Englisch oder irgendeiner anderen Fremdsprache fragt wo er sich anstellen muss o.Ä., weise ich zumindest noch darauf hin, daß er lieber mit einem Dolmetscher wiederkommen sollte, da die meisten Sachbearbeiter Ossis sind und kein Englisch oder irgendwas anderes außer Sächsisch und Deutsch können... Wenn sich dann dennoch jemand entschließt sich vergebens für, u.U., mehr als eine Stunde anzustellen, tue ich das unter Beratungsresistenz ab, und verfahre nach Schema F...


    Und zum Schluss noch herzlichen Glückwunsch zu deinem eloquenten Kreuzrittertum gegenüber diesem übereifrigen SMA in dem JC damals. Ich schätze, du hast das JC an diesem Tag letztendlich mit dem Gefühl der Genugtuung verlassen. Der betroffene SMA hingegen womöglich mit einem Gefühl der Scham ob seiner mangelnden Kommunikationsfähigkeit... :thumbsup::thumbsup::thumbsup:

  • Nope, war Niedersachsen... und Genugtuung, nicht wirklich. Meine Mutter lag im sterben, das JC verarschte mich und ein SMA frei von sozialer Kompetenz (Thema war nicht zu überhören. Hätte er mich angefasst, wäre es vollständig eskaliert.


    jetzt aber auch noch einmal auf den TE eingehen..... hatte ich doch fast vergessen.


    Mit 61 Jahren in unser Gewerbe zu wechseln, Hut ab, es gibt leichtere Wege sein Geld zu verdienen... ganz besonders als in einem JobCenter.


    Als ehemaliger Krankenpfleger wirst Du nach 30 Jahren Berufserfahrung sicher entsprechende soziale Kompetenz haben mit dem Klientel umzugehen. Es gibt aber in diesem Klientel genug Menschen denen das Scheiss egal ist und bei denen das berühmte Ohr zum durchpusten fest etabliert ist.... Ehrliche Meinung? Such Dir etwas das mehr zu Dir passt als das was Dich jetzt zusätzlich zum Job emotional belastet....

  • Hallo,


    Kurz zu mir. Ich bin 61 Jahre alt und habe vorher 34 Jahre als Krankenpfleger gearbeitet. Seit ca. 4 Monaten arbeite ich nun als SMA in einem Jobcenter und bin sehr unglücklich. Ich werde täglich beschimpft, blöd angeschaut und ausgelacht. Zu Beginn konnte ich noch recht gut damit umgehen jedoch habe ich irgendwann angefangen, diese Eindrücke mit nach Hause zu nehmen. Jetzt ist es so, dass ich wirklich darunter leide. Ich bin immer sehr schnell abgestumpft und ängstlich. Wie geht ihr mit so etwas um? Oder ist es für mich einfach der falsche Job? Ich weiß nicht mehr weiter. ;(


    mfg der Helmut


    such dir nen chilligen posten im objekt oder werkschutz vllt sowas wie pförtner wo deine größte sorge dann ist nicht einzuschlafen, ich schliesse mich meinen vorrednern an jobcenter ist nen mieses feld für SMA und ohne ins detail gehen zu wollen ist es rechtlich auch richtig dünnes eis auf dem man sich da in 9 von 10 fällen bewegt. derr wirklich einzige vorteil den die SMA tätigkeit im JC mitsichbringt ist die arbeitszeit die einfach mal ihres gleichen sucht

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