Die Herosverbindlichkeiten: 14 Milliarden Euro

  • Quelle NP:


    Gläubiger fordern 14 Milliarden von Weis
    Aber Insolvenzverwalter hat kaum Hoffnung für sie


    Der Fall Heros: Ex-Chef Karl-Heinz Weis beteuert, kein Privatvermögen zu haben.
    VON NORA LYSK
    HANNOVER. Eine unvorstellbare Summe: 14 Milliarden Euro fordern 120 Gläubiger vom Ex-Heros-Boss Karl-Heinz Weis. Der aber beteuert beharrlich, gar keinen Privatbesitz zu haben.
    So auch gegenüber Insolvenzverwalter Rainer Bär, der kurz nach dem Crash des Heros-Konzerns mit der Abwicklung von Weis’ Privatinsolvenz beauftragt wurde. Sein Mandant saß da bereits in Untersuchungshaft. Damals fand ein erstes und vorläufig letztes Gespräch zwischen Bär und Weis statt – gestern sahen sich die beiden Männer wieder. Vor der großen Wirtschaftskammer im Hildesheimer Landgericht, wo Weis mit drei Komplizen angeklagt ist, 250 Millionen Euro Kundengelder beiseite geschafft zu haben.
    Große Summen konnte Insolvenzverwalter Bär nicht einziehen. Gerade mal 76 000 Euro. „Die Staatsanwaltschaft war schneller. Fast alles wurde beschlagnahmt.“ Er gehe davon aus, dass alle Gläubigeransprüche offen blieben. Auch wenn es Hinweise auf mögliche Millionen im Ausland gebe. Aber Weis erteilte Bär keine Vollmacht für Auslandsermittlungen. Lediglich ein Luxemburger Konto konnte Bär einsehen. Guthaben: 1067 Euro.
    Ganz anders sah es da schon auf den anderen Privatkonten aus. Innerhalb weniger Tage waren im Sommer 2005 mehr als 300 000 Euro von Weis’ Sparkassenkonto an seine Ehefrau und seine beiden Töchter geflossen.
    Bei der Wüstenrot-Bank bestanden Verbindlichkeiten in Höhe von 114 000 Euro. Wahrscheinlich Darlehen für Immobilienkäufe. Ähnlich bei der Berlin-Hannoverschen Hypothekenbank. Hier wies Weis’ Konto ein Minus von 1,3 Millionen Euro auf. Doch die Immobilien gehörten bereits seiner Gattin. Bär betonte jedoch: „Schenkungen und was in den vergangenen vier Jahren geflossen ist, werde ich anfechten.“
    Dann gab es noch den Ferrari, den Bär für rund 200 000 Euro verkaufte. Dazu mehrere Bentleys. Und auf einem Bauernhof bei Hannover entdeckte Bär drei Garagen. Inhalt: ein BMW Z1, ein Volvo-Cabrio, ein Porsche 964, ein VW Käfer und ein Mercedes. Geschätzter Wert: 65 000 Euro. Das alles zählt ebenfalls zur privaten Insolvenzmasse des Heros-Bosses.
    Wie auch die 30 Schusswaffen, darunter eine Pump-Gun (Wert: 1100 Euro). Sowie edle Rolex-Armbanduhren. Allein beim Juwelier Krömer in Hannover soll Weis von 1999 bis 2005 für 1,7 Millionen Euro auf Einkaufstour gewesen sein. Das habe das Landeskriminalamt ermittelt, so der Vorsitzende Richter. Worauf Weis erstaunt aufhorchte: „Echt für so viel?“

    Sed quis custodiet ipsos custodes?


    "None of you understand. I'm not locked up in here with you. You're locked up in here with me."

  • Quelle NP:


    Heros: 70 Autos für Familie Weis


    Der Fall Heros: Ex-Chef Karl-Heinz Weis schaffte Millionen beiseite. Aber offiziell gehört ihm das alles nicht.


    HILDESHEIM. Millionen steckte Ex-Heros-Boss Karl-Heinz Weis in die eigene Tasche. Darunter auch Geld von Versicherungen, das für Heros bestimmt war. Weis gab offensichtlich sein Privatkonto an, und das Geld landete auf seinem Sparkassenkonto. Mehr als zwei Millionen Euro ließ er sich zwischen 2001 und 2006 von Versicherungen überweisen.
    Das hatten LKA-Ermittler entdeckt, die immer noch untersuchen, wo die Millionen sind, die Weis und seine Komplizen beiseite geschafft haben sollen – von 60 Millionen fehlt bis heute jede Spur. Gestern berichtete ein Ermittler vor dem Hildesheimer Landgericht, wie Weis das Geld transferierte – erst auf SEB-Konten der Ehefrau, dann auf ein Schweizer Konto, um es von dort in eine noble Finca (Wert: 550 000 Euro) und Wohnungen in Spanien zu investieren.
    Und er berichtete, wie das Ehepaar bei einem hannoverschen Juwelier Schmuck für 1,7 Millionen Euro erstand, fast immer bar bezahlte und für 380 000 Euro Uhren auf Heros-Rechnung kaufte. Auch Autos hatten es ihnen angetan: 70 Fahrzeuge (Wert: 162 Millionen Euro) gehörten dem Ehepaar. Bis auf einen Bentley waren alle auf Weis´ Frau und seine Töchter zugelassen.
    Ansonsten will Weis kein Eigentum besitzen. Nahezu alles, auch die 20 Immobilien, gehörten seiner Frau – darunter auch die Viersener Nordcash-Zentrale. Die Objekte brachten von 2001 bis 2006 Mieteinkünfte von 1,4 Millionen Euro – und auch dieses Geld gehört offiziell Frau Weis. Weis schwieg gestern zu alledem – was sonst gar nicht seine Art ist.

    Sed quis custodiet ipsos custodes?


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  • Quelle HAZ:


    Die Erpresser-Freundinnen
    Sie wussten vom Millionen-Betrug ihrer Chefs – und kassierten fürs Schweigen


    Der Alltag bei Heros – auch die Angestellten zockten ab.


    HILDESHEIM. Nicht nur Ex-Firmenboss Karl-Heinz Weis und Komplizen zockten im großen Stil bei Heros ab. Die Mitarbeiter taten es ihnen gleich – zumindest zwei Damen, die bei der Heros-Tochter Nordcash beschäftigt waren. Sie wussten von den Betrügereien ihrer Chefs – und ließen sich ihr Schweigen bezahlen. Die eine mit rund 90 000 Euro, die andere steckte 2,6 Millionen in die eigene Tasche.
    Eine der beiden sagte gestern im Heros-Prozess vor dem Landgericht Hildesheim aus: Yvonne M. 28 Jahre. Bevor die junge Frau in Jeansjacke und mit dem Pferdeschwanz als Geldzählerin bei Nordcash anfing, hatte sie als Pflegehelferin gearbeitet. Doch bei der Heros-Tochter ließ die Karriere nicht lange auf sich warten. Schon bald arbeitete sie in der Verwaltung. Ihr Vorgesetzter wurde der Angeklagte D.
    Dass in dessen Büro öfter Geld-Kisten standen, die am Nachmittag leer waren, sei nichts Besonderes gewesen.
    Ihre Kollegin Silke M. wusste ebenfalls Bescheid. Die beiden Frauen wurden Freundinnen. Als Yvonne M. 2005 gekündigt wurde, riet ihr Silke M., die Herren doch einfach mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen. 150 000 Euro wären mindestens drin. Yvonne nahm den Rat an. Im September verfasste sie einen Brief – gerichtet an den ehemaligen Chef D. „Ich kenne die Lage“, schrieb sie, „ich weiß, was rausgezogen wird. Ich bin ja nicht dumm!!!“ Yvonne M. forderte 150 000 Euro. Ihr Mann schlug 300 000 vor. „Mir war da nicht wohl. Mein Mann fand das gut.“
    D. ging auf den Deal ein, leitete das Schreiben an den Kollegen und Mitangeklagten Reimer W. weiter. Der traf sich mit Yvonne M., sagte, er würde mit Weis sprechen und dass Ratenzahlungen besser wären. Man sah sich wieder, wöchentlich in der Kneipe „Route 66“ – hier wurde M. das Geld in 15 000-Euro-Raten überreicht. Sie brachte es auf 90 000 Euro.
    Wenige später flog der Deal auf – und damit auch der Millionenbetrug bei Heros. Die Staatsanwaltschaft hatte Telefonate abgehört. Am 29. Juli 2005 wurde Yvonne M. festgenommen und zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Silke M. erhielt sechs Jahre Haft.
    Yvonne M. räumte auch gestern die Erpressung ein – „das war eben Mist“. Nur Reimar W., der schweigt immer noch beharrlich im Heros-Prozess.


    +


    Staatsanwaltschaft nimmt weiteren Heros-Mitarbeiter fest


    Während der laufenden Verhandlung überraschte gestern Oberstaatsanwalt Andreas Henze mit einer Mitteilung: Ermittler haben am Montag einen weiteren Mitarbeiter des früheren Geldtransportunternehmens Heros in Hamburg festgenommen.
    Der Transport-Angestellte H. habe zwischen Juli und Dezember 2005 regelmäßig Schecks ausgestellt, mit denen die Geldtransportfahrer insgesamt 3,75 Millionen Euro von der Bundesbank abgeholt haben sollen. Die Staatsanwaltschaft wirft H. vor, er selbst habe sich dieses Geld, von dem bisher jede Spur fehlt, eingesteckt.
    Denn vor allem der aufwendige Lebensstil des Beschuldigten hatte die Ermittler aufmerksam gemacht. H. soll allein zwischen 2002 und 2005 Fahrzeuge im Wert von über 500 000 Euro gekauft haben.
    Ein Hobby, das der Beschuldigte sich scheinbar mit seinem Ex-Chef Karl-Heinz Weis teilte. Auch der war ein Auto-Narr. Allein 70 hochpreisige Fahrzeuge konnten Familie Weis zugeordnet werden. nl

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