Sicherheitsdienst - langweilig muss es nicht sein !

  • …also im zweiten Anlauf nochmal – diesmal mit WORD-BackUp ;-)


    Mein Name ist Peter (Beda) und ich bin nun schon einigen Jahren in dieser „besonderen“ Branche unterwegs…


    Angefangen hat alles nach dem „klassischen“ Bildungsweg: Abitur, ResOffz bei der BW, abgebrochenes Medientechnologiestudium…als dann ein ehemaliger Kamerad auf mich zukam, und mir von der neu ins Leben gerufenen Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit (FSS) berichtete.
    Umfangreich, fordernd, den neuen, hochgeschraubten und dynamsichen sicherheitsrelevanten Ansprüchen der Wirtschaft Genüge zu tun, gab es da in Frankfurt am Main in einem großen Industriepark (Straßennetz 72 km; Schienennetz 57 km; Rohrleitungen 800 km, mehr als 23.000 Menschen), in welchem man diese Ausbildung durchführen würde.
    Alles klar, also ab in die Rhein/Main Metropole :D


    Die Ausbildung wurde, im Gegensatz zu anderen Sicherheitsunternehmen und Multidienstleistern auch so umgesetzt, wie es im Ausbildungsplan geschrieben steht – es fand keine Ausnutzung der Azubis in dem Sinn statt, dass einige in ihrer Ausbildungszeit praktisch nur die Bewachung einer leeren Messehalle vorweisen konnten, der Rest wurde theoretisch oder in einem eintägigen Planspiel unterwiesen. Nein, bei diesem Werkschutz mit ausgelagertem, eigenen Ausbildungszentrum wurden alle Teilbereiche vorbildhaft praktisch gezeigt, neben dem klassischen Tordienst auch mehrwöchige Mitarbeit in Abteilungen wie dem Ermittlungsdienst (Werkspionage..), Verkehrsdienst (echte Unfallaufnehmen, Geschwindigkeitskontrollen mit Laser..) oder auch in einer hervorragend ausgebauten Gefahrenabwehrmeldezentrale. Hinzu kamen noch nützliche Aspekte wie Business English oder den korrekten Umgang mit Menschen in bestimmten Situationen, etc.:thumbsup:


    Nach dem Abschluss dieser Azubi-Zeit wollte ich allerdings etwas anderes sehen als „nur“ diesen Industriepark und ich ging vom heimischen, gutverdienenden Werkschutz in die „freie“ Sicherheitsbranche – ein Fehler..? ?(


    Vorerst ja: ein Verdienst von 6,48€ brutto und Arbeitszeiten jenseits der 12h in einem Objekt, das so gut wie niemand betrat oder mit mir sprach, in dem aber auch kein Radio oder eine Zeitschrift erlaubt war, ließen mich an vielen zweifeln! Allerdings wurde ich von dieser Tätigkeit nach wenigen Monaten abgezogen und in den „Adelsstand“ eines Personaldisponenten erhoben.


    Die Aufgabe für ca. 550 Personen neben dem regulären Dienstplan bei Ausfällen zeitnah einen passenden, qualifizierten und auch eingewiesenen Mitarbeiter zu finden, oder aus seiner Freizeit / Urlaub zu rekrutieren, grenzte manchmal an Zauberei.. und in die Hölle komme ich deswegen auch ;-) Allerdings machte es auch irgendwie Spaß – und man erkannte im Gegensatz zum Vorherigen auch eine Notwendigkeit des Daseins… :thumbup:


    Mehr und mehr brachten mich meine Arbeitsaufträge auf den Flughafen Rhein/Main, wo ich im Laufe der Zeit auch diverse Zusatzausbildungen (USBVs (IED), Luftsicherheitskontrollkraft,..) erlernte und weitervermittelte. Als dortige Leitung unterstanden mir letztendlich ca. 120 Mann und mehrere Objekte – welche auf Grund der speziellen Luftsicherheitsausbildung nicht mehr so einfach mit den anderen Sicherheitsmitarbeitern vermischt werden konnte. Ein abgetrennter Personalpool.
    Nach einer schwerwiegenden Entscheidung und diversen innerbetrieblichen Gründen entschloss ich mich allerdings dort zu kündigen – innerhalb weniger Wochen tat dies auch fast der gesamte Rest der Belegschaft… X/


    Ein Kollege fragte mich daraufhin, ob ich nicht bei ihm als erster Mitarbeiter anfangen wollen würde, da er sein eigenes Sicherheitsunternehmen gründen würde – alles klar, endlich einmal die Dinge direkt so umsetzen wie man es schon immer vorgehabt hatte. Ich konnte auch schnell einen ersten potentiellen Kundenkontakt zu einem anderen, mir bekannten Sicherheitsdienstleister herstellen und freute mich auf das erste geschäftliche Treffen… dass dann allerdings mein „Chef“ morgens mit einer ausgeprägten Alkoholfahne zum Meeting erschien, lies mich vor Scham in den Boden versinken… Kündigung meinerseits erfolgte instantan. :cursing:


    Nach diversen Gesprächen entschied sich ein anderer Kollege und ich, dass wir das Ganze doch besser machen könnten und eröffneten unsere eigene Sicherheitsfirma. Begonnen hat alles in meinem Wohnzimmer, mit zwei Laptops und einer Menge Telefonnummern…
    Die erste Kooperationspartnerschaft gelang relativ schnell, auch mit einem hohen Auftragsvolumen im Bereich Veranstaltungsschutz. Mitarbeiter konnten relativ zügig rekrutiert werden… Hinzu kamen dann klassische Objektschutztätigkeiten, erste feste, eigene Aufträge, und auch ab und zu sehr lukrative Schmankerl im Rahmen von Personenschutz oder Observierungen.


    Es war eine sehr zeit- und nervenintensive „Ära“ – am Tag wurden zwei Handyakkus nur für dienstliche Zwecke vertelefoniert. Aber man konnte auch sehr viel lernen und erfahren. Zwischenmenschliche Tragödien von Mitarbeitern hautnah erleben (und lösen) und vieles erleben, was wohl nur in dieser Branche passieren kann. Ein Highlight war mit Sicherheit im Mainzer Stadtgremium zu sitzen, und neben dem Polizeichef um die sicherheitsrelevanten Aspekte zur Rheinlandpfalz-Messe gefragt zu werden.. Letzten Endes fügten sich sogar einige Clubs im Frankfurter Zentrum hinzu, unter anderem unter dem bekannten € - Zeichen.. aber speziell die Türgeschichten in FFM sind ein eigenes Thema – was einem sowieso nicht alle glauben würden, was da „abgeht“ und wer da sonst noch so mitmischt… :whistling:


    Nach einiger Zeit bekamen wir allerdings ein Übernahmeangebot und gliederten die Geschäfte in ein anderes Unternehmen ein. Eine Zeit lang verweilte ich dort im Rahmen des Übergangs, allerdings wurde ich alsbald von einem weiteren Unternehmen abgezogen, um dort im Rahmen des Business Developments zu agieren… jetzt steht dafür in Frankfurt eine neue EZB :-)


    Leider hat mich dann der Krebs gezwickt und ich fiel für mehrere Jahre aus, bin mittlerweile schwerbehindert (aber eigentlich bis auf die Kondition „nur“ auf dem Papier..) und habe erst vor kurzem wieder einen Job (§34a Tarif….! ..mehr dazu im Forum..) in der Sicherheitsdienstleisterbranche angenommen.


    Soviel vorerst zu meiner Person…ich hoffe doch, dass sich in dieser Hinsicht noch so einiges entwickelt – langweilig wird es einem aber nicht :D

    Wenn die Klügeren immer nachgeben, geschieht nur das, was die Dummen wollen.

  • Hmmm - NEIN ! Im nachhinein, wo man immer schlauer ist, würde ich einige unrentable Objekte und Kooperationen abstoßen und hätten uns mit den eigenen Aufträgen, kleiner, aber feiner mehr als über Wasser halten können... aber dafür ist es zu spät und glaub mir, mir ist so einiges in den Monaten danach durch den Kopf gegangen... ...ich kann aus verständlichen Gründen auch nicht alles hier reinschreiben, logisch...


    Aber sein eigener Chef sein zu können - trotz all dem Stress, lohnt sich meiner Meinung nach! Nicht nur, weil etwas von dem Stundenverrechnungssatz übrig bleibt, sondern weil man wirklich etwas bewegen und umsetzen kann - und (in der Regel) auch positives Feedback von den EIGENEN Mitarbeitern bekommt....

    Wenn die Klügeren immer nachgeben, geschieht nur das, was die Dummen wollen.

  • und das alles bis zum 3x Lebenjahr? (36 - paar Jahre Krankheit) Wow. Damit hast du in 10 Berufsjahren mehr erreicht als so manch anderer in 30 Berufsjahren!


    Respekt.

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